Samstag, 11. März 2017

Kolumbien: Trotz Friedensabkommen weiter Kämpfe und Vertreibungen

Eigentlich sollte das Abkommen zwischen der kolumbianischen Regierung und den FARC-Rebellen dem Land den Frieden bringen. Und tatsächlich ist die Gewalt im Land gesunken, die Maßnahmen zur Entwaffnung der Rebellen sind angelaufen. Auch mit der National Liberation Army (ELN) wurden Gespräche aufgenommen.

Dennoch wird zum Beispiel an der Pazifikküste weiter gekämpft. Mehr als 3.500 Menschen flohen seit Januar vor den Kämpfen, viele von ihnen gehören der afro-kolumbianischen Minderheit an. Die Niederlegung der Waffen löst die strukturellen Probleme des Landes nicht, was die Responsivität des politischen Systems und die Durchsetzung legitimer staatlicher Macht angeht. Im Gegenteil. In vielen Gebieten entsteht ein Machtvakuum, das durch andere bewaffnete Gruppen gefüllt wird.

Ein Sprecher des UNHCR sagte zur aktuellen Lage:
Seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens gibt es vermehrt Gewalt durch neue bewaffnete Gruppen. Tötungen, Zwangsrekrutierungen - auch von Kindern - geschlechtsspezifische Gewalt, begrenzter Zugang zu Bildung, Wasser und sanitären Einrichtungen, sowie die Einschränkung der Bewegungsfreiheit und die Vertreibung der Zivilbevölkerung sind die Folge. 
Nach Angaben des Internationalen Roten Kreuzes sei es zu früh von einer "Post-Konflikt-Phase" zu sprechen.Noch immer seien zum Beispiel die Gaitanista Self-Defence Forces of Colombia (AGC) und die People's Liberation Army (EPL) aktiv.

Auch wenn zum Beispiel Medellin nicht nur dank Netflix seit einiger Zeit als hippes Reiseziel gilt und die Touristen ins Land strömen, so sind eben die Folgen des Krieges nicht ohne weiteres zu beseitigen. Vor allem auf dem Land leidet die Zivilbevölkerung weiter.



Die Mischung aus politischem Kampf, organisierter Kriminalität, Korruption und staatlichen Übergriffen lässt auf kein schnelles Ende aller Kämpfe hoffen. Vor allem wird es noch lange dauern, die Folgen des jahrzehntelangen Konflikts aufzuarbeiten. Etwa 86.000 Menschen gelten derzeit noch als vermisst.

Seit 1964 sind in Kolumbien mutmaßlich mehr als 260.000 Menschen getötet und fast sieben Millionen vertrieben worden.

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