Sonntag, 8. Januar 2017

Mit Smoothies die Welt retten?

"Life-Hacks of the Poor and Aimless - On negotiating the false idols of neoliberal self-care" - In ihrem Text beschäftigt sich die Autorin Laurie Pennymit dem Zwang zur Selbstoptimierung und dem politischen Gehalt eines ökonomisch eingebetteten Individualismus, der wirkliche Debatten um systemische Probleme und Fragen der Zukunftsfähigkeit unserer globalen Gesellschaft beiseite schiebt und Erfolg als einzige Option kennt. Unabhängig von äußeren Umständen: Der Satz "Wellness, has become an ideology", und das Konzept des "Design Your Life" (oder einfach DYL) sind offenbar Ausdruck des (unbewussten/stillschweigenden und oktroyierten, also offensiv verbreiteten) Eingeständnisse, dass nur noch bei einem selbst Gestaltungsraum vorhanden ist. Das führt dazu, dass jegliches "Versagen", Krankheiten oder negative Sichtweisen nicht mehr in einem breiteren Kontext auf ihre tatsächlichen Ursachen untersucht und Armut, Ungerechtigkeit oder Wachstumskosten einfach ausgeblendet werden. 

Penny beschäftigt sich aber auch mit der Frage einer möglichen Selbstliebe, die nicht von dem Mantra der Selbstoptimierung getrieben ist. Denn so berechtigt die Kritik an der neoliberalen Ideologie sein mag, am Schluss muss auch die Einsicht stehen, dass reine Dystopien einem auch nicht helfen aus dem Bett zu kommen. Und trotz aller Gründe nicht aufzustehen, ist es berechtigt darauf hinzuweisen, dass es auch noch andere Möglichkeiten gibt die Welt für sich und andere zu einem besseren Ort zu machen. Es müssen eben nicht Smoothies sein, Solidarität, Toleranz und Interesse für sein Gegenüber haben eine politische Dimension und sind so die Werkzeuge eines jeden Individuums die Welt (mit) zu retten.

"Der späte Kapitalismus ist wie Dein Liebesleben: durch einen Instagram-Filter sehen sie viel weniger trostlos aus. Der langsame Zusammenbruch des Sozialvertrages bildet die Kulisse der modernen Manie um "clean eating", einen gesunden Lebenswandel, persönliche Produktivität und "radikale Selbstliebe" - das Beharren darauf, dass wir trotz aller Hinweise, die auf das Gegenteil hindeuten, mit einer positiven Haltung ein sinnerfülltes Leben leben und Glück erstreben können. Und ein paar Dehnübungen machen, während der Planet brennt. Je furchteinflößender der wirtschaftliche Ausblick und je höher das Wasser steigt, desto stärker dreht sich die öffentliche Debatte um individuelle Selbstentfaltung als verzweifelter Versuch das Gefühl aufrechtzuerhalten, wir hätten noch die Kontrolle über unser Leben"

Hier geht es zum gesamten Text (English).

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